Plausibilität: die kleine, kluge Schwester der Logik

Plausibilität belegt nichts, beweist schon gar nichts, gibt aber eine schnelle und meist gute Einschätzung zu einem Sachverhalt. Nicht mal Fachwissen ist notwendig (wenn auch hilfreich). Eine Plausibilitätskontrolle hilft ungemein, die gängigsten Verschwörungstheorien und Schwurbeleien als das zu erkennen, was sie sind: Bullshit. Ob Mondlandungsleugner, 9/11-Inside-Job-Verfechter, Souveränität-Deutschlands-Anzweifler, Höbbadie©-Befürworter oder den ganzen esoterischen Krimskrams – all das hält einer Plausibilitätskontrolle nicht stand. Und das geht so:

Was ist plausibler?

a) Dass ein mit Geld gestopfter, radikal-religiöser Scheich junge Eleven um sich schart und indoktriniert, ihnen eine basale Flugausbildung spendiert, die sie nutzen, um mit Verkehrsmaschinen in zwei riesige Türme und ein großes Ziel am Boden zu fliegen?

Oder b) dass ein Geheimdienst eines Landes, das militärisch derart überlegen ist, dass es quasi weltweit ohnehin tun und lassen kann, was es will, eben dies selbst tut, um einen Krieg veranstalten zu können? Und dass Hunderte eingeweihte Geheimdienst-Mitarbeiter seit über zehn Jahren dazu schweigen und nicht ein einziger geplaudert hat?

Was ist plausibler?

a) Dass die USA mit unglaublichem Einsatz von Technik und Geld mehrfach auf den Mond geflogen sind, um der UdSSR zu zeigen wo Hammer und Sichel hängen?

Oder b) dass die Amis ins Filmstudio dafür gegangen sind? Obwohl sie eine monströs riesige Rakete gebaut und in den Himmel geschossen haben? Und dass Tausende NASA-Mitarbeiter seit Jahrzehnten dazu schweigen?

Was ist plausibler?

a) Dass ein mit viel teurem Forschungsaufwand, Tests und Studien gefundenes pharmazeutisches Medikament eine Krankheit heilt? Dass viele Krankheiten der Körper selbst heilt?

Oder b) dass pures Wasser eine Krankheit heilt?

Was ist plausibler?

a) Dass ein paar Auserwählte Nachrichten von Engeln, Außerirdischen, Toten und sonstwem empfangen?

Oder b) dass diese Auserwählten einen gewaltigen Knall haben bzw. rücksichtslose Geldmacher sind?

Undsofort. Hat wer a) gewählt beim letzten Beispiel? Um den meisten Quatsch als solchen zu erkennen, ist Logik gar nicht zwingend nötig. Ein bisschen Plausibilität genügt meistens. Über mehr Wissen man verfügt, desto besser gelingt der Plausibilitätstest, desto genauer wird die Einschätzung. Aber wie gesagt, Fachwissen braucht man nicht zwingend: Bei Verschwörungstheorien reicht es sich zu überlegen, wie um alles in der Welt es gelingen kann, Tausende von Eingeweihten ruhig zu stellen und weshalb zum Kuckuck noch niemand (bis auf ein paar Wissende) die Verschwörung entdeckt haben. Da machen Mondlandungsverschwörung und Inside-Jobs ziemlich schnell plonk. Bei Höbbaddie© genügt es sich zu überlegen, warum um alles in der Welt denn die ach so bösen Pharmafirmen anstatt aberwitzige Beträge in die Forschung zu stecken, nicht einfach auch Wasser für den Literpreis von 1.000 Euro verkaufen?

So findet man ganz schnell Unschlüssigkeiten heraus. Und ja, man kann auch mal daneben liegen. Aber wenn der Plausibilitätstest erste Zweifel ergibt, kann man durch Nachforschen, Recherchieren, sich in Fachliteratur einlesen, den Dingen auf den Grund gehen.

Die Plausibilitätskontrolle hat übrigens nichts mit dem Bauchgefühl oder dem so oft zitierten „gesunden Menschenverstand“ (wird der als „Beleg“ missbraucht, gehen bei mir immer die Alarmlichter an) zu tun. Beides sind extrem fehleranfällige, weil auf reinem Gefühl basierende, Methoden. Plausibilität entsteht, indem man sich ein, zwei Fragen stellt und die Antworten gegenüberstellt, abwägt. Das ist nichts gefühlsmäßiges, sondern ein rationales Vorgehen.

So ist die Plausibilität die kleine, kluge Schwester der Logik, mit der man sehr schnell sehr weit kommt. Und sie hat noch ein weiteres, sehr spannendes Geschwisterchen: die Fermi-Frage. Darüber irgendwann mal mehr.

4 Kommentare zu “Plausibilität: die kleine, kluge Schwester der Logik

  1. „dass ein Geheimdienst eines Landes, das militärisch derart überlegen ist, dass es quasi weltweit ohnehin tun und lassen kann, was es will, eben dies selbst tut, um einen Krieg veranstalten zu können? Und dass Hunderte eingeweihte Geheimdienst-Mitarbeiter seit über zehn Jahren dazu schweigen und nicht ein einziger geplaudert hat?“

    Das haben Sie aber noch v o r PRISM und TEMPORA geschrieben, oder? :-D Eventuell passt diese Plausibilitätsprüfung i.A. deshalb nicht mehr ganz so gut, bleibt aber für den Fall 9/11 natürlich richtig.

    „dass die Amis ins Filmstudio dafür gegangen sind?“

    Einen interessanten Plausibilitätscheck habe ich mal vor einiger Zeit von einem Dipl.-Ing. (und gleichzeitig jahrzehntelangem Amateurfunker) gehört, sinngemäß war seine Aussage: Damals waren alle Funk-Empfänger des Ost-Blocks auf den Mond gerichtet. Wenn die Amerikaner auch nur irgendeinen, klitzekleinen Funkspruch aus Hollywood gesendet hätten, wäre das den Russen sofort aufgefallen.

    • Nö, Denn es ist eben wenig plausibel, dass Hunderte Geheimdienstler schweigen. Und dass einer bei Prism geplaudert hat, stärkt ja meine These.

      Mond: Jahaaa, deswegen haben die Amis das ganze Filmstudio auf dem Mond aufgebaut ;-)

  2. Noch ein Gedanke zur Logik. Strenggenommen können Verschwörungstheorien logisch durchaus richtig sein. Wenn Unsinn zu Axiom A wird und BlaBla zu Axiom B, und danach logisch korrekt weiter abgeleitet wird, sind die nachfolgenden Aussagen dieser Verschwörungs-Axiomatik, logisch nicht angreifbar und (bezogen auf die Axiome) logisch wahr.

    Eigentlich müsste die erste Frage an einen Verschwörungstheoretiker lauten: Was sind deine Axiome? Danach kann ich herausfinden, ob er innerhalb des VT-Modells davon abgewichen ist.

    Man kann aus axiomatischem Quark, logisch korrekt, noch größeren Quark ableiten. Meines Erachtens sind Verschwörungstheoretiker letztlich durch Logik nicht zu packen, denn Sie könnten sich durchaus ein (in sich) logisches Modell konstruieren.

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