11er des Monats: Schwurbelei, nicht nur an Weihnachten

Der heutige 11er verwandelt schusssicher Gegenargumente (ohweh, WM-Metaphern, sorry) zu Phrasen von Esos und sonstigen Verschwörungsanhängern. Was das im Hochsommer mit Weihnachten zu tun hat? Selbst lesen:

Geschwurbel (Who’s Talent is Arguing?)

ein 11er des Monats von naturundwirtschaft

Dieser Text ist ausschließlich aus eigenen Erfahrungen heraus entstanden und hat damit keinerlei wissenschaftliche oder erkenntnistheoretische Relevanz:

Wie entstehen bzw. wie festigen sich eigentlich irrationale Dinge, wie Esoterik, Verschwörungshypothesen, Religionen und andere Schwurbeleien?

Hier eine kleine Liste, was mir in diversen Diskussionen mit solchen Leuten aufgefallen ist:

Das Feindbild: Ganz wichtig! Die Welt muss man in Gut und Böse einteilen, wobei man selbst immer mit seiner „Lehre“ auf der Seite der Guten steht. Beispiele: Kreationisten – Evolutionstheorie, Homöopathen – Pharmaindustrie, 9/11-Truther – USA, Area51-UFO-Jäger – USA, Mondverschwörungstheoretiker – USA, Kennedy-Attentat-Verschwörungtheoretiker – USA (ja die USA sind als Feindbild sehr beliebt) . Dabei wird sehr häufig, dass in Romanen oder Filmen verwendete Klischee eines kleinen eigentlich chancenlosen Helden, der sich gegen einen übermächtigen Feind wehrt, bedient. Je ungleicher der Kampf wirkt, desto mehr schlagen sich die Menschen auf die Seite des vermeintlich Schwächeren. Das wurde schon im Alten Testament bei David gegen Goliath verwendet. Echte Wissenschaft ist da anders, sie unterteilt die Welt nicht in Gut und Böse. Sie versucht die Welt nur zu erklären.

Die Schwester eines Freundes, dessen Kind hat einen Klassenkamerad, dessen Mutter jemanden beim Bäcker darüber hat sprechen hören, dass Verwandte Freunde haben, die genau das bezeugen können: Hier wird ein unsichtbarer, anscheinend unabhängiger, Zeuge geschaffen, ohne vorher zu bedenken, dass, selbst wenn der Zeuge echt wäre, es noch lange kein Beweis für eine Behauptung ist. Aber oft scheint genau dieses viele Leute zu beeindrucken. Ein gutes Beispiel ist hier die Esoterik.

Geheimes Wissen: Sorgt dafür, dass sich die Leute glauben, dass sie zu einem exklusiven Klub gehören und sich so anderen, die nicht an diesen Schmarrn glauben, überlegen fühlen. Beispiele sind hier wieder die Esoterik, da ja hier altes natürliches Wissen überliefert wird oder auch die Verschwörungshypothesen, denn hier besitzt man das Wissen, dass ja nur die Verschwörer eigentlich wissen können. Wichtig bei diesem Wissen ist übrigens, dass man es oft nicht direkt und schnell überprüfen oder widerlegen kann. Oft denken die Leute, dass dies auch für die Wissenschaft gilt. Das stimmt nicht. Jeder hat die Möglichkeit in die Wissenschaft zu gehen, es ist nur verdammt schwer und man muss sich wahnsinnig anstrengen, um in diesen Klub aufgenommen zu werden. Da ist es doch einfacher irgendetwas zu glauben.

Viele unterschiedliche Wahrheiten: Du wirst kaum zwei Astrologen finden, die dir das gleiche Horoskop erstellen. Und das schöne ist, jeder von denen wird dir sagen, dass der andere ein Betrüger ist bzw. nicht die gesamte Wahrheit kennt. Das gilt selbst für Religionen. Oder was meint ihr, warum es so viele unterschiedliche christliche und muslimische Sekten gibt. Ja z.T. sind sich die einzelnen Gemeinden innerhalb einer solchen Sekte noch nicht einmal einig. Das Gleiche gilt natürlich auch für Verschwörungshypothetiker. Die einen meinen, dass ein Flugzeug ins WTC rein geflogen ist, es dann aber gesprengt wurde, andere meinen, dass es eine Rakete war und wieder andere sagen, dass gar nichts ins WTC rein geflogen ist. In der Wissenschaft wird nichts als absolute Wahrheit verkauft. Und wenn sich eine Hypothese bestätigt hat und zur Theorie wird, dann gibt es unter den meisten Wissenschaftlern einen Konsens.

Berufen auf Autoritäten: A hat gesagt, dass…. B meint dies…. Und C macht Kopfstand. Es ist total egal wer, was, wie, wann gesagt hat. Nur weil es irgendjemand gesagt hat, egal ob er ein Dr. oder sonst was im Namen trägt oder mit Gott persönlich Armdrücken gemacht hat, ist dies noch lange nicht die Wahrheit. Oft sind diese Autoritäten sehr konstant, wechseln also nicht. Dies passiert hauptsächlich bei Religionen und der Esoterik. In der Wissenschaft  wird sich leider auch viel zu oft auf Autoritäten gestützt, diese können aber jederzeit durch neue wissenschaftliche Entdeckungen abgesetzt und somit durch andere Wissenschaftler ersetzt werden.

Viele Analogien: Analogien können sehr hilfreich sein, um Leuten komplizierte Sachen einfach zu erklären. Leider kann man Analogien auch sehr einfach missbrauchen. Denn sie müssen in sich  logisch konsistent (geschlossen ) sein oder zumindest mit den Alltagserfahrungen korrelieren.  Und dies ist sehr einfach, wie ich beim Watchmaker-Argument gezeigt habe. Analogien werden sehr oft in der Religion und der Esoterik benutzt. Ein Wissenschaftler wird zwar auch Analogien verwenden, davon aber meist nur im Notfall Gebrauch machen. Denn die meisten von ihnen sind Nerds und die reden gerne in ihrer eigenen Sprache, was leider viele nicht wissenschaftlich begeisterte Leute abschreckt.

Man kann es nicht Widerlegen:  Ja das ist immer sehr schön (Achtung Ironie!). Darauf berufen sich nahezu alle Schwurbler (VTler, Esos, Religiöse, usw.). Natürlich kann man die meisten nicht existenten Dinge nicht widerlegen. Was kann man machen, um solche Leute trotzdem zu zeigen, dass sie irrational sind? Das ist einfach: Man widerlegt deren Fakten, die ihre Ideen unterstützen.
Die Wissenschaft ist hier ganz anders. Hier gilt oft das Falsifikationsprinzip. Man versucht also ständig seine eigenen Hypothesen und Theorien zu widerlegen.

Viele Leute glauben das und deswegen muss es stimmen: Natürlich fühlt man sich durch andere Leute bestätigt, die das Gleiche glauben, wie man selbst. Aber Wahrheit und Wissenschaft sind keine Demokratien. Dieses Argument kommt nur sehr selten von Wissenschaftlern, da sie genau diesen Fakt kennen. Leider kommen sie doch hin und wieder vor (wie das Berufen auf Autoritäten oder das Benutzen von Analogien), da viele Wissenschaftler sich nicht mehr anders wehren können. Da die Leute leider durch die genannten Punkte beeinflusst werden.

Fazit:
Damit seid ihr hoffentlich gerüstet, um die Diskussionen mit den Verwandten und Bekannten an Weihnachten rational zu überleben.
Wenn ihr jetzt mit jemandem diskutiert oder ihr eine Meinung oder Hypothese hört, geht einfach die oberen Punkte ab. Je mehr dieser Punkte auftauchen, desto wahrscheinlicher ist es, dass euer gegenüber ein Dogmatiker ist und euch von Glauben, statt von Wissen überzeugen möchte.

Frohe Weihnachten!

[edit aargks: mja, soviel zu Weihnachten. Aber der Artikel ist einfach zu schön, um damit noch ein halbes Jahr zu warten …]

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2 Kommentare zu “11er des Monats: Schwurbelei, nicht nur an Weihnachten

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