Öffentlich-rechtlicher Verblödungsauftrag

Zefixlujasogi: Ich komme hier ja kaum noch hinterher, fast jeden verdammten Tag sülzt es irgendwo aus TV, Radio und Zeitung, wie toll doch die Höbbaddie sei. Toll wirkungslos, ja, aber das hat sich scheint’s noch nicht allzuweit herumgesprochen. Jetzt hat’s auch „Bayern plus“ erwischt, das sich allem Anschein nach sogar eine eigene Homöopathin hält. Grundgütiger. Die darf dann hier über Schnupfen dozieren, was ganz vernünftig anfängt, dann aber – oh Wunder – ins Übersinnliche abdriftet. Wenn man mal schaut, wie sich das mit dem Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen verträgt, sieht’s ganz finster aus.

Warum der Sender eine Höbbaddin© zu Schupfen befragt anstatt jemanden, der etwas mehr von Krankheiten versteht (Taxifahrer, Sinologe, Klempner) ist mir schleierhaft. Naja, anfangs erzählt sie noch, dass Vitamine, Schlaf und frische Luft hilfreich sind, sogar Nasenspray dürfe man anwenden, gerne das mit Meersalz, und dergleichen mehr. Alles wenig spektakulär.

Dann aber wanzt sich der Redakteur Jounalist Stichwortgeber von „Bayern plus“ amtlichst an sie ran, Zitat: „Sie helfen als Homöopathin bei Erkältung“ und dann gibt’s kein Halten mehr: Die Höbbaddin© nimmt den Ball dankend auf, betont, dass die Höbbaddie© nicht nur die Beschwerden, sondern den gaaaaanzen Menschen behandele, dass sie super lange Anamnese betreibe, um unter 2.000 verschiedenen Mitteln dasjenige rauszusuchen, mit dem der verschnupfte Mensch die Harmonie wiederfindet. Denn diese Harmonie ist arg wichtig und dazu müssen Dinge raus, der Husten, der Rotz und aargksweißwas und im Übrigen, wer keinen Sport mache und demzufolge nix rauslässt, der bekommt eben Schupfen. Ach, hört Euch den Quark selbst an.

Nun gibt es ja, dachte ich, einen Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen. Hab ich also frohen Mutes den Rundfunkstaatsvertrag zur Hand genommmen und Leute, es sieht finster aus. Und zwar finster für den skeptischen Konsumenten, nicht für die ÖR. Denn der Rundfunkstaatsvertrag ist derart windelweich gehalten, dass sich die Hörer oder Zuschauer kaum auf den Bildungsauftrag der ÖR berufen können.

Zwar sagt der §11 (Vorschriften für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk): „Ihre Angebote [Anm.: die der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten] haben der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung zu dienen.“ Nun könnte man skeptischerweise argumentieren, wenn sich ein ÖR-Sender eine eigene Höbbaddin hält, wenn ein ÖR-Sender wirkfreies Zauberwasser nicht als solches benennt, dass damit der ÖR-Sender doch ein klitzekleines bisschen weg ist von seinem Bildungsauftrag. Andererseits, würde ich mich als ÖR rausreden: Ist doch nur Unterhaltung, Paragraph Elf – check!

Und auch mit §3 (Allgemeine Grundsätze) kommt man nicht weiter: „Die Angebote sollen dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit, vor Glauben und Meinungen anderer zu stärken.“ Dass Höbbaddie die Achtung vor dem Leben stärkt oder gar zur körperlichen Unversehrtheit beiträgt, wäre mir zwar neu, aber wenn man die Achtung vor Glauben und Meinungen anderer stärken will, kann man sich in eben jene Kuschelecke zurückziehen und seine Hände in Unschuld waschen. Paragraph Drei – check!

Ich kann gar nicht soviel GEZ zahlen wie ich kotzen möchte. Und überhaupt, das aargks ist doch kein Watchblog für Medien (naja, manchmal schon), aber man kommt ja zu nix anderem mehr. Hey, Bildblog, übernehmen Sie!

4 Kommentare zu “Öffentlich-rechtlicher Verblödungsauftrag

  1. aargks, wo ist nur ihr sinn für humor geblieben. jene höbaddin bedient paragraph 11 des rundfunkstaatsvertrages hervorragend….. mit satire zur unterhaltung. nix hier mit bildung, und wenn sie jenen tieferen komischen sinn hahnemanscher erruptionen nicht verinnerlichen können brauchen sie sich hier nicht künstlich aufplustern.
    analysieren sie mal paragraph – genau richtig, erste silbe ‚para‘ und ‚graph‘ (graphentheorie) struktur aus knoten und kanten. desweiteren dürfte ihnen die magie der ’11‘ nicht entgangen sein.

    • Para-Graph – herrlich :-) Und oweh, die Elf ist zugleich Sünde als auch Meisterzahl – ist der Rundfunkstaatsvertrag eine göttliche Botschaft gar? Ich geh ihn mal rückwärts lesen …

  2. Pingback: Magnetberge im Videoblog der Tagesschau: “Spoooky …” @ gwup | die skeptiker

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