Reichsburgerwochen X: seufz – die Top 10 der beklopptestens Argumente des Reichsbürgers

Die Reichis haben viele Argumente, weshalb Deutschland nicht souverän ist und deswegen das Grundgesetz ungültig undsofort. Hier meine zehn Höhepunkte, darunter endlich die Erklärung, warum meine Stoßdämpfer im Arsch sind.

10: Ist genau genommen kein Argument, aber einfach zu köstlich. Denn der Reichsjuristensimulant möchte immer gerne nach der Haager Landkriegsordnung behandelt werden. Die ist zwar schön alt (geb. 1899), was dem Reichshistoriker ja gut gefällt, hat aber so gar nichts, so überhaupt nichts, also nullkommanullnix mit dem zu tun, was der Reichi treibt. Denn sie regelt die Gebräuche des Landkriegs. Als Pazifist schüttelt’s mich da schon genug, jetzt kommt auch noch der Reichsoberbefehlshaber daher und deklamiert den Kriegsfall zwischen sich und der Bundesrepublik. Wenn das Frau von der Leyen wüsste … Prädikat: ahnungslos.

9: „Die BRD ist nicht souverän, weil SHAEF-Gesetze gültig sind.“ Mal schauen: Das am 14. Juli 1945 aufgelöste Hauptquartier der Alliierten (SHAEF) kommt mit ihren eigenen Regeln ins Nazi-Deutschland. Die werden teilweise vom GG abgelöst, und es gibt spätestens seit 2 plus 4 nix mehr davon. Die Reichsdeppenrundschau hat hier den SHAEF-Kram weggefidelt. Prädikat: Unsinn.

8: „Gerichtsurteile brauchen Unterschriften“, verlautbart das Reichsrichteramt ein ums andere mal. Und ein ums andere mal ist und bleibt es – Prädikat: Unfug.

7: „Wer nicht widerspricht, gibt mir recht!“ Der Reichsmops kann zwar oft nur mäßig Deutsch, liebt dafür ein ganz bestimmtes Fremdwort: konkludent. Leider versteht er es nicht, was ihn aber nicht davor zurückhält, beliebigen Unfug an Gerichte und Ämter zu schicken – und wenn er in seiner Phantasiefrist keine Antwort bekommt, fühlt er sich bestätigt. Prädikat: putzig.

6: „Der Personalausweis heißt Personalausweis weil damit das Volk als Personal unterdrückt wird.“ Wenn sich der Reichsliterat an Sprachauslegungen übt, wird’s immer saukomisch. Das ist so dämlich … Moment … Prädikat: Kopf->Tisch.

5: Doch nicht nur der Personalausweis macht den Reichsbürger misstrauisch, auch mit seinem Reisepass hat er keinen Reisespaß. Denn der Adler auf eben jenem Dokument besitzt außen sechs und innen sieben Federn pro Schwinge. Das aargks fragt sich ratlos: Ja und? Und verweist hierauf. Prädikat: Kopfer->Tischer.

4: Der Reichsverfassungsminister bemüht oft den Artikel 146 GG . Darin steht: „Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.“ Und weil wir noch keine Verfassung haben, ist das Grundgesetzt überhaupt ungültig und Schland nicht souverän. Meint der Reichschaot. Dass er sich dabei auf das GG bezieht, das er nicht anerkennt, ist auch wieder eine der Logikfallen, in die er ständig reintapst. Prädikat: auweia.

3: Sigmar Gabriel sagt, wir haben keine Bundesregierung sondern eine NGO. BEWEIS!!!11!!eins!elf!! Das, liebe Reichssatireabstinentler, ist noch einmal ein Argument … wofür? Prädikat: Ich werf mich weg.

2: „Deutschland ist eine Firma, weil sie eine D-U-N-S-Nummer besitzt.“ Boah Leute, ist halt so ne Art internationale Kontonummer. Im Übrigen soll die Queen ihren Laden ja auch gerne als „Firma Windsor“ bezeichnen. Ich mag da aber jetzt nix lostreten … ;-) Prädikat: Hirnknoten.

Mein Highlight jedoch in dieser lahmen bis abstrusen Reichsargumentation ist *Tusch*

1: „Es gibt keine Straßen in Deutschland.“ Darauf muss man erstmal kommen.

14 Kommentare zu “Reichsburgerwochen X: seufz – die Top 10 der beklopptestens Argumente des Reichsbürgers

  1. „1: “Es gibt keine Straßen in Deutschland ” Darauf muss man erstmal kommen.“

    Und das ist erst der Anfang! Nach manch einer reichsbürgerlichen Vorstellung ist ein Gemeinwesen nur dann als gültig anzusehen, wenn eine „ordentliche“ Gründungsurkunde vorliegt. Mangelt es daran, werden Städte, Bundesländer, die ganze Republik einfach als nichtexistent deklariert. Zwar scheint es noch an einem tragfähigen Konsens zu mangeln, was in der Gründungsurkunde zu stehen hat, und wer sie eigentlich aufsetzen und beglaubigen muss, aber das tut der allgemeinen Popularität der Vorstellung keinen Abbruch.

    Man sieht nur rechtsfreie Wüstungen all überall. Und genau so führt man sich dann auch auf.

    • Dass die Reichsschwurbler dieses Sau neurdings durchs Dorf jagen, ist mir auch aufgefallen. Wahrscheinlich werden sie eigene Gründungsurkunden erfinden, damit aufs Rathaus latschen und den Bürgermeister „absetzen“.

    • Man besteht ja auch auf irgendeiner bestimmten Art Urkunde, mit der Beamte und Verwaltungsangestellte in Behörden ihre Tätigkeit legitimieren müssen sollen. Ich weiß nicht mehr, wie das heißen soll, aber es ist dem Reichsbürger sehr wichtig, weil ohne genau dieses Papier mit seiner Phantasieüberschrift jede Amtsperson nicht legitimiert ist, dann natürlich gewerbliche Amtsanmaßung betreibt und ignoriert bzw. bekämpft werden darf oder muss. Leuchtet aber ein, wenn es die Gemeinden, Behörden usw. in Wirklichkeit gar nicht gibt…

      • boah ja, da klingelt’s (aber nur ganz leise) auch bei mir im Hinterkopf. Vielleicht kann ein Mitleser hier Aufklärung betreiben?

      • Ich glaube, der schonmal erwähnte Geri Weber hat mehrmals von solchen Urkunden gesprochen. Ich habe aber, ehrlich gesagt, keinen Nerv, mich durch den ganzen Mist nochmal durchzuwühlen. Nach dem dritten Telefongespräch bin ich immer außer Gefecht und muss ein paar Reichsdoppelkörner kippen, um wieder ins Lot zu kommen…

      • Könnte vielleicht von der Bestallungsurkunde die Rede sein?

        Die Forderung nach der Vorlage einer solchen zur Legitimitätsfeststellung des Handelnden ist ja ähnlich wie das Ränkespiel um den Dienst-/ Amtsausweis zu einer festen Argumentationsgröße im Reichsbürgerlichen angewachsen. Und auch ähnlich zu werten.

  2. Pingback: Für das „Goldene Brett“ 2014 nominiert: Impfgegner, Xavier Naidoo, Barbara Steffens @ gwup | die skeptiker

    • Danke für die eloquente und fundierte Kritik. Ich geb mal kurz die Hooligans gegen Satzbau und helfe gerne, die drei Fehler in einem Vierwortsatz zu korrigieren: [I]hr seid perverse [I]dioten[.]

      Gerngeschehen :-)

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