Das Buch zum Königreich – eine Rezension des Grauens (1/2)

Es gibt viele Bücher, die besser nie geschrieben worden wären. Dem aargks wurde nun ein solches zugespielt. Ein Manuskript, das wohl noch verbessert werden, jedoch in groben Zügen dem später erscheinenden Werk entsprechen soll. Es handelt sich um “Bessere neue Welt” von Dr. Thomas Herbst (Edit 2.8.: ups, ein „st“ zu viel, danke für den Hinweisgeber!) – eine Utopie über das Königreich Deutschland. Eine Rezension des Grauens. Und ein Verbesserungsvorschlag.

[Update 6.9.2015: Jetzt hat der Könich den Stuss auch online gestellt – im Vergleich zu meiner vorab durchgechannelten ;-) Version 2 Prozent mehr Text, aber immer noch 100 Prozent Stuss. Und der Autor heißt plötzlich Hoffmann. Ist klar.] Für Königsunkundige muss ich vorab etwas ausholen: Im Wesentlichen geht es um den Dunstkreis kommissarischer Reichsregierungen, Reichsbürger, die die Existenz der BRD nicht anerkennen und sich irgendwo zwischen Mache-mir-die-Welt-widdewidde-wie-sie-mir-gefällt-Esoterikern und strammen Nazis einpendeln. Wer den König nicht kennt: Peter Fitzek ist ein gescheiter gescheiterter Koch, gescheiterter Videothekar und gescheiterter Sektenführer. Gescheitert mit dubiosen Krankenkassen- und Versicherungsgeschäften, gescheitert mit einer eigenen Bank, kurz: Alles, was er anfasst, geht in die Buxe, aber er schafft es immer wieder von neuem, allen möglichen Opfern Geld aus der Tasche zu ziehen, und das nicht zu knapp – es geht um Hundertausende. Vor etwa drei Jahren hat er sich in einer überaus kindischen Zeremonie zum König gekrönt und bringt es seither immerhin, mit etwa sieben, acht „Untertanen“, in einem ehemaligen Krankenhaus in Wittenberg Staat zu machen (oder was er dafür hält).

Nun könnte man sagen: Ein Wirrkopf, der mit einer Handvoll treu ergebener Königspudel in einer Krankenhausruine Imperator spielt, tut ja keinem was. Und die Reichsdeppen wurden ja auch schonmal in einem Verfassungsschutzbericht als “harmlos, weil beknackt” tituliert. Jedoch: König Fiduziar hat vielen Leuten finanziell geschadet, manche sind ihrer Existenz beraubt. Die Kohle ist längst weg, entweder verpulvert oder vom König außer Landes transferiert, nichts genaues weiß man nicht. Die Geldgeber schauen in die Röhre. Selbst schuld? Vielleicht.

Weshalb ich mich aber mit seiner Königlichkeit beschäftige: Seine Eso-Schwurbeleien von einem besseren und gerechterem Staat übetünchen nur mühselig, dass dahinter zutiefst antidemokratische, diktatorische, rückwärtsgewandte Ideen aus dem rechten Spektrum stecken. Wer mehr über seine Bezopftheit erfahren mag, dem sei dieser Bereich im Anti-Reichsdeppenforum nahegelegt.

Denn ich habe ja eine Rezension versprochen. Über ein Buch, das noch gar nicht erschienen ist (schafft auch nicht jede). Aber mein Maulwurf im innersten des Königreiches hat mir den Entwurf gesteckt. Es ist ein Buch von Dr. Thomas Herb. Der Autor hat uns bereits mit der literarischen Eso-Perle “Risse im Tempel der Seele – eine Romanerzählung über das verlorene Wissen der Ayodya” verwöhnt. Das war 1993 – höchste Zeit also, mal wieder zur Feder zu greifen. In „Bessere neue Welt“ schreibt er aus der Ich-Perspektive, gewürzt mit sehr vielen theatralischen Dialogen, über einen Reisenden, der, ungefähr im Jahr 2025, im Zug mit den königlichen Ideen konfrontiert wird.

Dort im Eisenbahnabteil nämlich trifft das literarische Ich, gebeutelt von der Steuerprüfung, auf eine Heilpraktikerin, es geht rasant über zu Themen wie Imfleugnung, Finanzmarktkritik, zur bösen EU und der noch böseren Pharmaindustrie bliblablubb – Gemaule über Politik und insgesamt ein wunderbares  Stammtischverständnis von Demokratie.

Nun kommt Norbert ins Spiel. Norbert liest den anderen aus einer Verfassung vor und wie man einen Staat gründet (ganz einfach, klar doch).

Zitat [wie alle folgende aus dem Machwerk kursiv und blau]: Es gibt neben Legislative, Judikative und Exekutive eine vierte Gewalt, man könnte sie die Inspektive nennen. Sie besteht darin, alle Gesetze, alle Verwaltungsvorgänge, alle Handlungen der Regierung oder eines staatlichen Organs oder Amtsträgers auf ihre Konformität mit der Verfassung zu überprüfen und bei Verletzung sofort  aufzuheben. Der Inhaber und Träger dieser Kontrollgewalt ist der König.

Da lässt er doch glatt am Anfang schon die Hosen runter. Das Modell der Inspektive ist ein altes. Nennt sich Diktatur. Aber zum Glück gibt es dort ein …

[…] Amt für gegenseitige Unterstützung. Dort kann sich jeder melden, der finanzielle Probleme hat. Die haben dort eine lange Liste mit zu erledigenden Arbeiten für die Gemeinde oder für andere Menschen, die kleine oder größere Projekte bei dem Amt gemeldet haben. Gleichzeitig ist dort hinterlegt, wie viel für jedes Projekt bezahlt wird, und so hat jeder immer eine Möglichkeit, sich etwas dazu zu verdienen und eine Gegenleistung dafür zu erbringen.
I [Anm.: lit. Ich): Wird das angenommen?
N [Anm.: Norbert): Und wie! Von beiden Seiten! Sie glauben gar nicht, wie viele Menschen sich für die Sauberkeit der Stadt, des Bahnhofs, der  Grünanlagen etc. einsetzen und dafür entlohnt werden, aber auch für Aushilfsarbeiten an privaten Häusern, Gärten etc. Seitdem das eingeführt wurde, gibt es keine sozialen Problemfälle mehr, und die Betroffenen fühlen sich aber auch nicht mehr als Bittsteller oder Almosenempfänger. Denn sie tun ja etwas und bekommen etwas dafür.

Och wie schön. Wie toll das funktioniert, sieht man heute schon an den blühenden Landschaften im Königreich. Nicht. Aber wo es an Realität mangelt, wird umso mehr Pathos aufgetischt:

Ganz offensichtlich war ich hier auf eine Unternehmung gestoßen, die nicht nur irgendeine ideologische Kapriole war, sondern etwas von großer Tragweite und schwer zu erfassender Tiefe.

Ja, ähm, ganz offensichtlich. Nunja, der Reisende wird von Norbert mitgenommen nach Talweiß, der ersten von mittlerweile fünf deutschen Gemeinden, die ins Königreich übergewechselt sind. (Dieser Gemeindewechsel ist die neuste fixe Idee des Königreichs und wie alles andere ein Rohrkrepierer allererster Kajüte). In Talweiß ist alles oberknorke: vor allem superbillig, weil man nämlich keine Steuern zahlt. Dafür hat man …

[…] Bei unserer gesetzlichen Währung […] mit jedem Schein ’nen gesetzlichen Anspruch auf Konsum. Den können Se einklagen.

Kopfkino: „Los jetzt, verkaufen Sie mir endlich eine Banane, ich habe Anspruch auf Konsum, den kann ich einklagen!“ – „Tschuldigung, wir haben keine Bananen“ – „Das ist mir egal, ich habe den Anspruch“ -„Wir sind ein Autohaus!“ Oder so. Man hat gar nicht so viele Köpfe wie man sich an die Stirn fassen mag.

Natürlich ist auch das Essen supergesund und wird vorwiegend im Königreich hergestellt. In riesigen Gewächshäusern, die ein Raumenergiegenerator mit freier Energie versorgt. (Disclaimer: ich denke mir diesen Käse nicht aus, ’schwör). Freie Energie ist das Perpetuum Mobile der Esos und wie so vieles alles aus dieser Ecke: Gibbet nich.

Talweiß im Übrigen hat über den Austritt aus der BRD und für den KRD-Eintritt abgestimmt, so einfach geht das. Und so einfach wie Energieerzeugung und Gemeindeübertritte im Wünsch-Dir-was-Land funktionieren, ist selbstredend auch das Bildungssystem.

Die Kinder unterrichten sich selbst nach ihrem eigenen Rhythmus, und absolvieren so den gesamten Abitur-Stoff in 2-3 Jahren.

Sicher, sicher. Ein Superschüler aus Talweiß klärt das literarische Ich darüber auf:

Wir beginnen jedes Fach beim Ursprung und behandeln dann den Stoff bis zum Abitur. Wenn wir dort angelangt sind, beginnen wir dasselbe beim nächsten Fach, und so alle Fächer der Reihe nach.

Wer braucht schon diesen neumodischen Kram von intersdisziplinärem Lernen. Mathe und Physik haben ja auch nix miteinander zu tun, Chemie und Bio betrachtet man besser vollkommen unabhängig voneinander, und Geschichte sollte keinesfalls mit so was wie Sozialkunde vermischt werden.

Aber nicht nur Turboschule gibt’s im Reich, viel besser noch: Die königliche Akademie für Weisheit bietet das, was man wirklich braucht. Als da wären Astrologie und Parapsychologie, und …

[…] wenn Sie Magie und Parapsychologie von allem Hokuspokus befreien, dann kommen Sie zu einer Naturwissenschaft, die wir Paraphysik nennen.

Mmmmmhhhhh. Nein. Wenn ich Magie und Parapsychologie von allem Hokuspokus befreie, kommt das raus: _____. Aber was weiß ich schon. Auch Medizin wird dort gelehrt, aber…

Nicht die hochgestochene Medizin, sondern Gesundheits- und Körperkunde.

Jenau! Immer diese hochgestochene Medizin, fängt ja schon bei der Amamsese Hamaese Annakese im Vorgespräch an. So einen Quatsch gibt’s natürlich nicht in der Deutschen Gesundheit, wie die Königreichige Krankenkasse heißt. Dafür weiß das System zum Beispiel, dass Ultraschall total gefährlich ist:

Unsere Hebamme kann alles bestens ertasten, und mit ihrem Hörrohr weiß sie immer, wie es dem Kind geht. Ultraschall ist viel riskanter. Er erhitzt das Gewebe des Embryos auf unnatürliche Weise und sorgt für Strukturzerstörungen im Zellgewebe. Dadurch wird das Risiko für Wachstumsstörungen, Gehirnschädigungen, Herzfehler etc. enorm erhöht.

Oh Mann. Der Ich-Erzähler erfährt solchermaßen auf seinen Wegen durch die königliche Gemeinde Talweiß immer neue, tolle Sachen. Verwundert blickt er auf den Pressekiosk, wo endlich mal keine Lügenkresse Rügenpresse Meinefresse Lügenpresse ausliegt, sondern sogar eine Zeitung mit nur guten Nachrichten existiert. Überall ist eitel Sonnenschein, und ich bin bei etwas über der Hälfte dieses „Buches“ angelangt.

Kurze Zwischenfrage: Könnt Ihr noch? Also ich nicht mehr. Deshalb gibt’s hier eine Pause und morgen die Fortsetzung.

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Wer einen Überblick über das Reichsdeppentreiben haben mag, dem empfiehlt das aargks ganz unbescheiden die eigenen Reichsburgerwochen.

Wie sich der König von Schland in jüngster Zeit demontiert (mit freundlicher Unterstützung des Spaßprojekts Sonnenstaatland et al.), kann in mehreren Akten und auf verschiedenen Plattformen nachgelesen werden:

Wie der König allen Ernstes glaubte, eine Stadträtin möchte ihn wegen eines Gemeindeübertritts treffen: PING.

Wie der König sogar in Telefonaten mit der angeblichen Gemeindeübertreterin nichts kapiert hat: PONG.

Wie der König und seine Pudel dafür allen Ernstes in Frankfurt auf- und später um sich schlugen:

Wie der König jeden Spaßhappen reinfrisst, den man ihm vor die Nase hält: ZING.

und, und und.

6 Kommentare zu “Das Buch zum Königreich – eine Rezension des Grauens (1/2)

  1. Hat dies auf Buchbude rebloggt und kommentierte:
    Eine wunderbare Rezension von aargks über ein brandheißes, neues „Buch“ aus dem Reich des einzig wahren Königs – Seine Hoheit Peter der I., der Bezopfte, Sohn des Horst und Oberster Souverän von…ja, von was denn eigentlich? Wer mehr über unseren neuen Herrscher in spe lernen möchte, dem seien entsprechende Artikel des Sonnenstaatlands zu empfehlen ( https://www.sonnenstaatland.com/topics/peter-fitzek/ ), weitere Infolinks finden sich auch im Text unten.

    Ich warte sehnsüchtig auf Teil 2 der Rezension dieses revolutionären Schriftstücks ;)

  2. Lieber Aargks, Du kannst Dich meiner größten, meine allergrößten Anerkennung sicher sein! Dass Du Dich durch diese Mischung aus Egomasturbation und Führersehnsucht gequält hast… schon die wenigen Passagen… Stilblütistan pur… Gagagagageschreibsel… mein Gehirn, es will… aus dem Schädel… nein, ich kann auch nicht mehr… und morgen soll es schon weiter gehen?
    Inhaltliches später, nun frische Luft…

  3. naja… wenn volldeppen lesen und dann schreiben dann kommt so eine geistiger dünnschiss raus: plakatives anti geschurbel, pseudo kausalitäten, erlernt in stolzer schulzeit. kritische reflexivität, und va. narzismus und überheblichkeit. ‚paradigmenwechsel‘ …?

  4. frage zum video: warum sind sonnenstaatler (verarscher) verpixxelt dafür königreichler (verarschte) nicht? ist meistens umgekehrt sonst

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